Eigentlich hatte alles ganz einfach angefangen. Wir wollten einfach nur ein Smartphone verkaufen, genauer gesagt ein iPhone 7, originalverpackt, nagelneu, mit Rechnung vom Händler. Und wollten es nun nicht über einen Ankaufsdienst direkt verhökern (mit gehörigem Preisabschlag), sondern an die »Crowd«. An alle, die eben ein iPhone 7 suchen.
Die digitale Lach- und Sachgeschichte startet mit der App
Gesagt, getan. Minutiös wurde in der Artikelbeschreibung alles Relevante festgehalten, was man zu diesem Handy eigentlich zu sagen hat. Speichergröße (32GB), Farbe (Spacegrau), Zustand (neu, originalverpackt, Originalware vom Händler und nicht aus einer Vertragsverlängerung). Dazu die Angabe Festpreis (statt VB), also zeigen wir uns erst einmal nicht verhandlungsbereit.
Den Beschreibungstext reicherten wir blumig an, und in Prosa stellten wir in Aussicht, dass wir weder Tauschanfragen noch unverschämte Preisvorschläge jemals beantworten würden. Wir wähnten uns in einem Verkäufer-Markt. Und glaubten an die Schwarm-Intelligenz. 😉
Was ist letzte Preis?
Unser Verkaufserfolg: Vernichtend! Fast jede Anfrage begann (harmlos) mit einer Frage. »Ist das iPhone noch da?« oder so ähnlich lasen wir immer wieder auf unserem Display, wenn wir die eBay-Kleinanzeigen-App starteten und eine neue Mitteilung rot aufleuchtete. Von Konrad Duden kam nicht eine einzige.
Im Grunde konnten wir es aber auch bereits zu diesem Zeitpunkt abhaken. Denn direkt nach der bejahenden Rückantwort zum Verfügbarkeitsstatus startete die weitere Korrespondenz mit einem »Was ist letzte Preis?« − dem Verhandlungskiller der Neuzeit.
Was ist eigentlich erste Preis?
Was uns nicht auf die Palme brachte, sondern eher belustigte. Wir stellten uns die Frage: »Was ist eigentlich erster Preis?«. War es der Wert, den wir ans digitale schwarze Brett gepinnt hatten (also der angestrebte Verkaufspreis)? − Falscher Fehler!
Festpreis oder VB? Egal, wir feilschen!
So gut wie jeder ignorierte die Angabe Festpreis (gegenüber VB), wollte einfach nur feilschen. Und obwohl wir vor unverschämten Angeboten (niedriger als seriöse Ankaufsdienste im Netz, wirklich sehr clever) »warnten«, trudelten sie trotzdem ein. Den vielen Stuss zu lesen war gar nicht so unendlich schlimm. Aber dass es wirklich Volks-Sport scheint, Leuten Dinge viel günstiger abzuluchsen, als sie tatsächlich wert sind, das überraschte uns dann doch.
Nicht ein(!) vernünftiges Kaufangebot, das über dem Ankaufswert von Sofortankäufern lag, kam zustande. Vielmehr nannten wir einen »letzten Preis«, der dann wieder weiter zu drücken versucht wurde. Hä? Was hat der L E T Z T E Preis dann überhaupt für eine Bedeutung?
Betrüger-Trick: Per PayPal bezahlen, vor Ort abholen lassen
Auch nicht schlecht: Wir haben doch tatsächlich einige Vorschläge erhalten, bei denen angefragt wurde, per PayPal zu bezahlen (und nicht mit der Freunde-Option, sondern mit Gebühren, die auch noch der Käufer übernehmen wollte) und dann im letzten Moment durch Freunde / Verwandte usw. abholen zu lassen. Ohne jetzt Ausnahme-Einzelfälle diskreditieren zu wollen: Finger weg! Diese vermeintlichen Käufer sind Abzocker par excellence.
Denn wenn Sie per PayPal (mit dem Käuferschutz) verkaufen, dann aber das Gerät an jemanden vor Ort aushändigen, haben Sie ein Beweis-Problem. Denn der Käufer wird später behaupten, er habe das Gerät niemals von Ihnen erhalten − was ja sogar auch stimmt. Und Sie können PayPal nicht das Gegenteil beweisen, selbst wenn Sie einen Beleg des Abholers vorweisen können. Den könnten Sie ja auch selbst erstellt haben.
Also ganz klar: Finger weg von diesen PayPal-Vorschlägen! Wenn Sie sich für einen Versand und eine Zahlung per PayPal entscheiden, dann immer nur den Versandweg einschlagen mit Sendungsverfolgung (und somit Versicherungsschutz). Ansonsten sind am Ende iPhone und Geld weg!
Nur um Ihnen einmal einen Eindruck zu vermittelten: Mindestens eine dieser Anfragen war bislang immer dabei, wenn wir ein Smartphone verkauft haben!
Unsere Erfahrung mit eBay Kleinanzeigen für den Handyverkauf übers Internet: Fehl-Anzeige!
Unser Fazit nach 3 ereignislosen Wochen: Den Privatverkauf von hochwertigen Smartphones über eBay Kleinanzeigen können wir Ihnen nicht empfehlen. In unserer Stichprobe wurde deutlich: Die Leute können einfach nicht handeln, sondern feilschen dreist herum. Wirklich ernsthafte Kaufabsichten sehen anders aus. Was bleibt: Viel sinnloser Datenverkehr und ein bisschen Zeitvertreib mit dem anonymen Versenden von Nachrichten über die Kleinanzeigen-App.
Haben Sie ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder wissen Sie wirklich, was der »letzte Preis« ist? Dann freuen wir uns über Ihren Kommentar am Ende dieser Seite. 😉
Linktipps:
- Handy-Ankaufsportale im Internet (Stiftung Warentest)