Ach, du liebe Zeit! Netzbetreiber Telefónica tut etwas gegen seine seit Monaten fürchterlich überlastete o2 Kunden-Hotline und legt das Programm Online statt Hotline auf. Dafür wurde sogar eine eigenständige Aktionsseite ins Leben gerufen, auf der Sie sich mit Ihren o2-Zugangsdaten anmelden bzw. registrieren können.
Bitte kein Service: Online statt Hotline!
Was eigentlich gut klingt, ist im Kern aber eine Bankrotterklärung an den Service. Denn von einem Netzbetreiber muss man einfach eine gute Erreichbarkeit erwarten können. Selbst der CONNECT Hotline-Test befand, dass Mitarbeiter nur sehr schlecht an die Strippe zu bekommen seien. Und augenscheinlich hat sich nicht allzu viel getan …
Nun werden Sie belohnt, wenn Sie den Kundenservice von o2 nicht kontaktieren. Und somit für Entlastung sorgen. In der Tat: Selbsthilfe-Videos und die Mein-o2-App gibt es jede Menge, auch eine FAQ-Wissensdatenbank können Sie konsultieren.
9 Monate keine o2-Hotline anrufen = 1,8 GB Datenvolumen extra?
Das Magazin teltarif möchte hierzu in Erfahrung gebracht haben, dass ausgewählte Kunden per SMS oder E-Mail dazu eingeladen werden, auf Serviceanfragen zu verzichten und dafür im Gegenzug Belohnungen zu kassieren. Ob dies nun aber flächendeckend passiert oder wirklich nur im A/B-Test, ist nicht verbrieft. In der Spitze soll ein Hotline-Verzicht für 9 Monate zu 1,8 GB mehr Datenvolumen führen.
600 MB LTE extra für Registrierung und Videos?
Darüber hinaus soll eine Registrierung zu 600 MB Datenvolumen extra. Ebenfalls 600 MB werden in Aussicht gestellt, wenn Sie sich ein Rechnungsvideo von o2 wie dieses hier ansehen:
Der »o2-Leistungskatalog« sieht also vor, dass ein Service-Verzicht zu mehr Datenvolumen führt. Wenn Sie denn von o2 eingeladen werden, an diesem neuen Online-statt-Hotline-Programm teilnehmen zu dürfen.
Geht o2 mit dieser Service-Idee schwanger?
Ob das Schule macht? Wird Telefónica diese Offerte demnächst allen Kunden unterbreiten? Oder wendet sich das Programm nur an diejenigen, die den Service in der Vergangenheit überstrapazierten. Sollte also das Fazit sein, künftig nicht mehr zum Hörer zu greifen, selbst wenn man mit seinem Tarif unzufrieden ist? Einfach abwarten?
Vor wenigen Jahren war der Servicegedanke beim Anbieter FrischFunk (D2-Netz, Tarife mittlerweile eingestellt) Trumpf: Die damals neue Marke glaubte, gerade über den Service mit persönlichem Ansprechpartner Boden zu gewinnen. Daran, dass es den Mobilfunkanbieter nicht mehr gibt, sehen wir ja: Hat nicht so geklappt. Ist Service im Mobilfunk also gar nicht mehr gefragt?
Service-Verweigerer werden bei o2 belohnt
Bleibt also nur zu hoffen, dass man die dann versprochenen Mehr-MB auch reibungslos nutzen kann, ohne dass diese berechnet oder falsch abgerechnet werden (z.B. mit Inklusiv-Datenvolumen). Wer garantiert, dass keine Fehler bei diesen Zusatzleistungen passieren?! Nur dann könnte sich dieses Prinzip langfristig für alle o2-Kunden lohnen. Wie ein Cashback-Rückvergütungs-System, das diejenigen belohnt, die nicht meckern oder nichts zu meckern haben.
Aber ganz ehrlich: Für einen Netzbetreiber (und keinen Discounter wie Drillisch) ist so ein Programm unserer Meinung nach eher peinlich. Dann sollte man auch seine Preispolitik ändern. Tarife mit Service kosten dann einfach mehr als Tarife ohne Service. Wie wär’s? 😉