Mit der sogenannten eSIM soll ein ganz neuer Standard geschaffen werden, der die klassische SIM-Karte ersetzen soll.

Doch gibt es überhaupt schon Handys mit eSIM? In welchen Fällen wird eine eSIM genutzt? Und wie funktioniert die embedded SIM überhaupt?
Was bedeutet eSIM?
eSIM steht für embedded SIM. Dabei handelt es sich um eine fest mit dem Handy oder einem anderen Endgerät verbundene SIM-Karte. Deshalb wird auch von integrierter SIM-Karte gesprochen.
Wenn Sie Ihren Handytarif wechseln, tauschen Sie also nicht mehr die SIM-Karte aus.
Stattdessen werden die neuen Informationen über Ihr Netz, Ihren Tarif oder Ihre Rufnummer elektronisch auf die eSIM übertragen. Sie erhalten vom Provider zum Beispiel einen speziellen Freischalt-Code, den Sie über Ihr Handy eingeben und dieses somit entsperren und zum Telefonieren nutzbar machen.
Die Netzbetreiber Telekom, Vodafone und o2 haben bereits Infoseiten zur eSIM gestartet.
Zur Telekom » Zu Vodafone » Zu o2»
Welche Vorteile und Nachteile sind mit einer eSIM verbunden?
Die embeddedSIM bietet zwar viele Vorteile. Doch es gibt auch eine Reihe von Nachteilen, die mit dem neuen Standard verbunden sind. In aller Kürze hier die Übersicht der wichtigsten Vorteile und Nachteile der eSIM.
eSIM Vorteile
- Netzwechsel und Provider-Wechsel einfacher, da SIM-Karten-Versand entfällt
- Gerät muss nicht mehr geöffnet werden – erleichtert die Produktion wasserfester Gehäuse
- SIM-Karten-Slot nimmt weniger Platz weg
- keine Beschädigungen durch Zuschneiden der Karte (zum Beispiel von microSIM zur nanoSIM)
- kein Verschleiß durch Austausch
eSIM Nachteile
- kein spontaner Wechsel der SIM-Karte, zum Beispiel im Urlaub
- DualSIM wird möglicherweise nicht unterstützt
- fest verschweißtes Gerät macht Akku-Austausch nicht mehr möglich
- Rückkehr zum SIM-lock oder Netlock: Kann ich das Handy auch bei Tarif-Discountern nutzen?
- kaum Praxis-Erfahrung – eventuelle Probleme noch nicht absehbar
eSIM: Austausch und Zuschneiden auf micro und nano entfällt
Wer einen neuen Tarif abschließt, muss in Zukunft nicht mehr auf die neue SIM-Karte warten. Theoretisch kann die Freischaltung unmittelbar nach Tarifschluss durch den Provider erfolgen.
Außerdem müssen Sie sich auch keine Gedanken mehr machen, ob Ihr Handy nun das Standard-, micro- oder nanoSIM-Karten-Format unterstützt. Das Zuschneiden per Schablone entfällt – und somit auch das Risiko, den empfindlichen Chip zu beschädigen.
eSIM macht Öffnen des Handys überflüssig
Der Austausch der SIM-Karte ist der wohl wichtigste Grund, den Zugriff auf das Innenleben des Smartphones zu ermöglichen. Künftig dürften fest verschweißte Handys die Regel sein. Denn damit wird es einfacher, wasserfeste Geräte zu produzieren. Gerade die Möglichkeit, das Gehäuse zu öffnen, sorgte für Schwierigkeiten bei der Wasserfestigkeit.
Die eSIM verbraucht außerdem weniger Platz als die klassischen SIM-Karten. Gerade in besonders kleinen Geräten wie Smartwatches ist der Einsatz einer eSIM somit sinnvoll.
Das bedeutet aber auch: Der Zugriff auf den Akku wird ebenfalls erschwert, ein einfacher Austausch kaum mehr möglich sein.
eSIM Roaming – Handy im Ausland nutzen?

Innerhalb der Europäischen Union greift zwar bereits die EU-Roaming-Regulierung: Sie können also auch Tarife mit eSIM im EU-Ausland nutzen. Wer sich dagegen in den USA, in Asien oder in anderen Zielen außerhalb der EU aufhält, wusste bislang die Möglichkeit zu schätzen, die eigene SIM-Karte bequem durch eine örtliche SIM-Karte zu ersetzen.
Die Roaming-Welt-Tarife sind dagegen nach wie vor teuer. Stellt sich also die Frage, ob Sie mit eSIM überhaupt noch die Möglichkeit haben, im Ausland die teuren Roaming-Tarife zu umgehen und auf einen Inlandstarif zu hoffen. Setzt sich die eSIM zügig weltweit durch, ist es aber auch denkbar, dass Sie spontan einen billigen Tarif im Ausland abschließen – direkt über Ihr Handy. Vorausgesetzt, Ihr regulärer Betreiber lässt das Zuschalten weiterer Tarife zu. Ansonsten würde der Weg wieder zwei Schritte zurückführen: Nämlich zum Zweithandy für Reisen.
Gibt es eine duale eSIM?
Theoretisch dürften eSIMs technisch die Dual-SIM-Funktion unterstützen. Stellt sich eben nur die Frage, ob die Provider und Netzbetreiber sich dahingehend querstellen. Und stattdessen eher ihre Komplettpakete aus Allnet-Flatrate und hohem Datenvolumen vertreiben wollen.
Was ist mit dem eSIM-lock?
Während Verträge mit SIM-lock in den letzten Jahren immer seltener wurden, könnte die eSIM die Beschränkung auf bestimmte Handyverträge, Mobilfunknetze oder Provider zurückbringen. Die Apple Watch Series 3 macht es vor: Die verbaute eSIM ließ sich anfangs ausschließlich über die Telekom freischalten. Mittlerweile ist allerdings auch mobilcom-debitel mit an Bord. Denkbar ist eben auch, dass Smartphone-Hersteller Kooperationen mit Netzbetreibern eingehen. Und ausgewählte Handys somit nur mit bestimmten Verträgen zu haben sind.
Alle Tarife und Provider mit eSIM?
Klar, die größten Netzbetreiber und Provider dürften eSIM unterstützen. Stellt sich aber die Frage, ob auch die Tarif-Discounter und Prepaid-Anbieter den neuen Standard anbieten. Und ob gegebenenfalls nur die teureren Tarife für eSIM-Handys freigeschaltet werden können, während günstige Handyverträge erstmal ausgeschlossen sind. Die Provider und Netzbetreiber dürften gleichzeitig daran interessiert sein, häufige Tarifwechsel zu unterbinden.
eSIM Sicherheit und Problembehebung
Noch gibt es einfach zu wenig Praxis-Erfahrungen zur eSIM: Welche Probleme können auftauchen? Ist die eSIM wirklich sicher? Oder können Daten einfach gehackt und abgegriffen werden? So wäre das Abhören von Telefonaten oder das Abgreifen von Handynummern (Identitätsdiebstahl) möglich. Was wiederum die erst seit Sommer 2017 gesetzlich verpflichtende Ausweispflicht für Prepaid-Karten überflüssig machen würde. Gerade was die Problembehebung angeht, ist die eSIM einfach noch zu neu, um zu definitiven Aussagen zu führen.
Geräte mit embedded SIM – Welche Handys nutzen die eSIM?
Handys mit eSIM gibt es auf dem deutschen Markt bisher keine. Wohl aber Smartwatches. Die Anwendung der eSIM ist vor allem in kleinen Geräten vorgesehen, die kaum Platz für klassische SIM-Karten-Slots bieten. Das können neben Smartwatches zum Beispiel Fitnesstracker sein.
Neue Apple Watch Series 3 mit eSIM

Die Apple Watch Series 3 ist mit einer eSIM ausgestattet. Die Cellular-Version mit LTE wird dabei ausschließlich im Telekom-Handynetz umgesetzt. Sie sind also per SIM-lock an die Telekom gebunden. Dieses Vorgehen erinnert an die ersten iPhone-Verträge.
Wer also die Apple Watch mit mobiler Schnittstelle nutzen will, benötigt einen speziellen Freischaltecode der Telekom. Dieser ist nur in Kombination mit einem iPhone-Vertrag der Telekom erhältlich.
Auch Samsung Gear S2 Smartwatch mit eSIM
Schon etwas länger erhältlich ist die Samsung Gear S2 Smartwatch. Im 3G-Modell ist eine eSIM verbaut, die Zugriff auf das Mobilfunknetz ermöglicht. Der Nachfolger, die Samsung Gear S3, verfügt über keine eSIM-Funktion. Zwar kam mit dem Modell Frontier ein LTE-fähiges Modell auf den Markt – allerdings nicht nach Europa. Hier mussten Kunden bislang auf die eSIM, auch im Modell Samsung Gear S3 Frontier, verzichten.
Google Pixel 2 und Google Pixel 2 XL mit eSIM
Aktuelle Gerüchte besagen, dass das Google Pixel 2 und Google Pixel 2 XL mit eSIM ausgestattet sein werden. Die Handys sollen Anfang Oktober offiziell vorgestellt werden. Im Vorfeld wurden jedoch bereits Details zu den Pixel-Preisen bekannt.
Linktipps:
- Wikipedia zur embeddedSIM