Für die einen Segen, für andere ein Fluch. Die »Kostenfalle Handy« hat bestimmt schon jeden einmal in seinem Leben beschäftigt − mal mit kleinen und mal mit größeren Auswirkungen oder Nachwehen.
Alles Abzocke? Diese Handy-Kostenfallen sollten Sie kennen!
In diesem Beitrag möchten wir Ihnen aufzeigen, welche wichtigen Tipps Sie beachten sollten, damit das Smartphone nicht zur Kostenfalle für Sie wird.
Die typischsten »Fehler« (wobei Fehler sicherlich das falsche Wort ist) bzw. wichtige Dinge, die Sie bei der Handynutzung beherzigen sollten, wollen wir Punkt für Punkt mit Ihnen durchgehen.
Außerdem empfehlen wir Ihnen eine Übersicht der Verbraucherzentrale Niedersachen, in dem einige der Punkte kurz und prägnant angesprochen werden.
Fiese Kostenfallen bei der Handynutzung entdecken und vermeiden
Im Folgenden möchten wir Sie auf wichtige mögliche Kostenfallen bei der Handynutzung hinweisen. Grundsätzlich gilt: Wenn Sie einen Rundum-sorglos-Tarif ohne Fallstricke oder Haken suchen, dann ist das wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. Denn jeder günstige Handyvertrag hat so manch eine Tücke im Kleingedruckten versteckt, während Sie in Tarifen der Premiumklasse meist überversorgt sind − und aus Ihrer Unsicherheit somit Kapital geschlagen wird.
Die gute Nachricht: Wer sich ein wenig mit den beschriebenen Punkten auseinandersetzt, wird den für sich passenden Handytarif finden. Denn wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen, dürften Sie auch in Zukunft Fallstricke umschiffen können.
Smartphone ohne Internet-Paket mit hohen Kosten verbunden
Sie sind gerade vom Handy (Modell: Knochen) auf ein Smartphone umgestiegen. Dann achten Sie darauf, dass auch Ihr Handytarif modern genug dafür ist.
Denn um smarte Funktionen und Apps zu nutzen, ist in der Regel eine Datenverbindung notwendig. Und sollte Ihr Endgerät nicht im WLAN eingewählt sein, wird dafür automatisch Ihr mobiles Datenvolumen herangezogen, falls Sie dieses nicht deaktiviert haben.
Denn auch wenn Sie den Internetbrowser gar nicht öffnen: Viele Apps funken im Hintergrund!
Sie sollten also darauf achten, dass Sie einen Handytarif mit Internet wählen.
Am besten sogar mit einer Internet-Flat (und Drosselung ab Erreichen einer bestimmten Volumengrenze) statt mit einem Tarif mit Datenautomatik. Denn diese gilt, sofern sie nicht zu deaktivieren ist, als weitere Kostenfalle.
Wir empfehlen Ihnen also einen Smartphone-Tarif mit einer Internet-Flat. Diese gibt es bereits für unter 10 € im Monat.
Im Beitrag zum Datenverbrauch können Sie selbst nachlesen, wie viele mobile Daten auch bei kleineren Anwendungen durch die Leitung rauschen.
Kostenfalle: Grundgebühr nur 12 oder 24 Monate reduziert
Einige Handytarife gibt es mit richtig günstiger Grundgebühr. Klingt erstmal gut, doch nach 12 Monaten flattert eine neue Rechnung ins Haus: Plötzlich ist die Grundgebühr wesentlich höher.
Das ist gar nicht so unüblich. Denn viele Handyanbieter locken erstmal mit einer sehr niedrigen Grundgebühr. Achten Sie nicht auf’s Kleingedruckte oder auf Zusätze wie «in den ersten 12 Monaten, danach … «, können Sie tatsächlich von steigenden Preisen überrascht werden.
Preiserhöhungen nach einem Jahr sind ärgerlich, denn in der Regel liegt die Vertragslaufzeit bei 24 Monaten.
Einige Tarifanbieter erhöhen die Kosten auch erst nach zwei Jahren – dann können Sie rechtzeitig den Tarif kündigen und sich nach einer Alternative umschauen, wenn Sie damit nicht zufrieden sind.
Datenautomatik sorgt für ungewollte Extrakosten
Aufgepasst beim Datenvolumen. Überprüfen Sie vor Tarifabschluss, ob der Handytarif mit einer Datenautomatik verbunden ist. Das bedeutet, dass nach Verbrauch der Inklusiv-Einheiten kostenpflichtig mobiles Datenvolumen nachgebucht wird.
In einigen Tarifen können Sie die Datenautomatik abschalten, in anderen Handytarifen ist diese fester Bestandteil und kann nicht deaktiviert werden.
Wie funktioniert die Automatik genau? Wenn Sie Ihr Inklusiv-Datenvolumen verbraucht haben, bucht der Anbieter automatisch neues Highspeed-Volumen hinzu. Sie surfen dann wie gewohnt weiter, zahlen aber drauf.
Üblich ist eine Datenautomatik vor allem in den Mobilfunk-Discounter-Tarifen von Drillisch. Pro Monat sind bis zu drei kostenpflichtige Nachbuchungen möglich – meistens wird dabei nur wenig Volumen nachgebucht, sodass Sie auch dann schnell an die Kostengrenze stoßen.
Falls Sie in einen Handytarif mit Datenautomatik wechseln wollen, sollten Sie vorher Ihren Datenverbrauch ermitteln. Stellen Sie sich die Frage, wie viel Datenvolumen Sie etwa verbrauchen.
Im Zweifelsfalle sollten Sie lieber die nächstbessere Tarifoption mit etwas mehr Daten buchen. Unter dem Strich ist das günstiger, als eine regelmäßig in Kraft tretende Datenautomatik.
Besser sind dagegen Tarife mit »freiwilliger Datenautomatik«. Nach Verbrauch des Datenvolumens wird Ihre Surfgeschwindigkeit gedrosselt. Wenn Sie gewohnt schnell weitersurfen wollen, können Sie dann selbstständig ein neues Datenpaket hinzubuchen. Das wird zum Beispiel als »Data-Reset« bezeichnet.
Automatisch voreingestellte Testoptionen mit Abo-Falle
Nervraubend sind außerdem voreingestellte Tarifoptionen. Dabei handelt es sich um einzelne Optionen, die für einen kostenlosen Probezeitraum aktiviert zur Verfügung stehen.
Kündigen Sie diese Optionen nicht, dann werden diese nach Ablauf des Probe-Zeitraums (meist 30 Tage) mit einer monatlichen Gebühr berechnet. Sogenannte Testoptionen sind insbesondere Teil von mobilcom-debitel Tarifen oder dem Vodafone-Entertainment-Paket.
Dabei kann es sich zum Beispiel um Virenprogramme, ein BILDplus-Abo oder um Musikdienste und Fitness-Apps handeln.
Achten Sie auf eventuell installierte Apps und Dienste und schauen Sie ganz genau ins Kleingedruckte Ihres Handytarifs. Bei mobilcom-debitel haben Testoptionen nach Ablauf der Testphase meistens eine Laufzeit von 24 Monaten, Sie kommen also nicht mehr so schnell aus der Option heraus.
Abzocke verhindern mit Drittanbietersperre (WAP-Billing)
Schauen Sie unbedingt Ihre Handyrechnung oder achten Sie auf Ihre Konto-Auszüge oder Ihr Prepaid-Konto.
Tauchen dort unbekannte und ungewollte Posten auf, kann es sich um einen Drittanbieterdienst handeln, den Sie möglichst schnell kündigen sollten.
Bei Drittanbieterdiensten handelt es sich um sogenannte Abofallen, die sich meistens versteckt in Ihren Vertrag einschleichen, zum Beispiel indem Sie einen Link am Handy öffnen. Konkret kann es sich um Gewinnspiele, Nachrichten oder Horoskope handeln.
Am besten nehmen Sie sofort eine Drittanbietersperre vor. Denn dann vermeiden Sie ungewollte Posten auf der Rechnung.
Unechtes Prepaid (Komfortaufladung)
Keine direkte Kostenfalle, aber eben doch ein Punkt, den viele beim Wechsel in einen Prepaid-Handytarif unterschätzen, ist die sogenannte Komfort-Aufladung.
Dabei handelt es sich um einen als Service angebotene Zahlungsart, die Ihren Prepaid-Tarif quasi in einen klassischen Handyvertrag verwandelt. Die Rede ist von unechtem Prepaid, oft auch als Komfort-Aufladung bezeichnet.
Normalerweise müssen Sie in Prepaid-Tarifen lediglich Ihr Guthaben aufladen, wenn dieses verbraucht ist. Sie entscheiden selbst, wie oft und wie viel Sie aufladen möchten und können Ihren Prepaid-Tarif auch mal für einen Monat stilllegen und nicht benutzen, wenn Sie gerade knapp bei Kasse sind.
Bei der Komfortaufladung laden Sie Ihr Guthaben nicht manuell auf, sondern hinterlegen eine Bankverbindung und geben einen Wunschbetrag, zum Beispiel 15 Euro pro Monat, an. Dieser Betrag wird dann von Ihrem Konto eingezogen und auf die Handykarte geladen. Das ist zwar bequem, widerspricht aber dem Prepaid-Prinzip der vollen Kostenkontrolle.
Wägen Sie also ab, ob Sie damit einverstanden sind und checken Sie immer mal wieder, ob sich der automatisch aufgeladene Betrag mit Ihrem Verbrauch deckt: Nicht, dass unnötige Beträge auf Ihrer Prepaid-Karte auflaufen, die Sie ohnehin nicht verbrauchen können.
Übrigens: Wenn Sie Ihren Prepaid-Tarif nicht mehr nutzen möchten, dann lassen Sie sich Ihr Prepaid-Restguthaben auszahlen.
Kostenfalle Mailbox? Vorsicht bei Rückrufen aus der Sprachbox mit Allnet-Flatrate
Eine Allnet-Flatrate muss nicht immer alle Arten von Anrufen abdecken. So berichtet zumindest die die Stiftung Warentest in einer Meldung aus dem November 2017, dass einige Provider, darunter Drillisch-Marke winSIM, Rückrufe aus der Mailbox ausdrücklich von der Allnet-Flatrate ausschließen.
Das bedeutet: Wenn Sie Ihre Mailbox abhören und direkt im Anschluss der Bandansage folgen, also per Tastendruck zurückrufen, wird ein solcher Rückruf trotz Allnet-Flat mitunter teuer berechnet. Bei winSIM sind es stolze 29 Cent die Minute, was sich also schnell aufsummieren kann.
In den AGB oder im Kleingedruckten informiert Ihr Provider, wie Mailbox-Rückrufe gehandhabt werden. So findet sich bei winSIM, aber auch bei weiteren Drillisch-Marken wie PremiumSIM, der Passus »Rückruf aus der Mailbox in deutsche Fest- und Mobilfunknetze: 29 Cent, Einfach per Tastendruck den Anrufer direkt nach dem Abhören der Nachricht aus der Mailbox zurückrufen.« Zu finden sind die Angaben in der jeweiligen Preisliste Zusatzleistungen (Sonstige Service- und Verbindungsleistungen; abrufbar als PDF).
Bundle-Tarife mit hoher Zuzahlung oder hoher Grundgebühr
Ein Handytarif mit passendem Handy klingt erstmal verlockend. Und die Grundgebühr scheint gering zu sein. Doch aufgepasst: Gerade bei besonders aktuellen Smartphones (iPhone, Samsung Galaxy) können saftige Zuzahlungen als Einmalzahlung bei Vertragsschluss hinzukommen. Wirbt der Anbieter dagegen mit einer besonders niedrigen Zuzahlung, kann stattdessen die monatliche Grundgebühr zu hoch sein.
Besser ist es also, den ungefähren Ladenpreis eines Handys zu kennen und mit der 24-monatigen Laufzeit gegenzurechnen. So ermitteln Sie, ob sich der Handyvertrag tatsächlich lohnt.
Vorsicht im Türkei-Urlaub oder bei Fernreisen vor Roaming-Gebühren
Hohe Roaming-Gebühren sind innerhalb der Europäischen Union sowie in Liechenstein, Norwegen und auf Island zwar mittlerweile Geschichte.
Doch wenn Sie außerhalb der EU, zum Beispiel in der Schweiz, in der Türkei, in den USA oder in Kanada Urlaub machen, gelten die Roaming-Gebühren Ihres Handyanbieters. Und da können schnell erhebliche Kosten auflaufen. Informieren Sie sich vor Reiseantritt über Auslandspakete (ebenfalls nicht billig!) oder kaufen Sie vor Ort gegebenenfalls eine günstige Prepaid-Karte, um erreichbar zu sein.
Den Datenverbrauch im Ausland sollten Sie nicht unterschätzen. Wollen Sie Ihr Smartphone zum Beispiel zum Fotos machen mitnehmen, schalten Sie besser den Flugmodus an und deaktivieren automatische Updates. Auch wenn Sie Ihr Handy als Navi verwenden oder Musik- und Streaming nutzen, können Sie schnell in der Kostenfalle landen.
Kostenfalle auf dem Schiff oder im Flugzeug
Der EU-Tarif oder mögliche Auslands-Reisepakete gelten nicht, wenn Sie fliegen oder eine Kreuzfahrt oder eine Überfahrt per Fähre unternehmen. Bei der Smartphone-Nutzung auf Kreuzfahrt gelten eigene maritime Tarife, da Sie sich über einen Satelliten einwählen. Bei unbedarfter Nutzung können schnell mehrere hundert Euro zusammenkommen.
Alternatives EU-Paket statt regulierter EU-Tarif
Ein Punkt, der nicht unbedingt mit zusätzlichen Kosten verbunden ist, ist das EU-Paket vieler Handyanbieter. Dennoch sollten Sie den Unterschied zwischen EU-Paket und reguliertem Roaming kennen.
Sie glauben, dass seit Abschaffung des EU-Roamings Mitte Juni 2017 jeder Handytarif zum Telefonieren und Surfen im Ausland ohne Aufpreis berechtigt? Weit gefehlt!
An sich klingt es einfach: Ihren Handyvertrag sollen Sie zu Inlandsbedingungen auch in allen Ländern der Europäischen Union nutzen können.
Doch ganz so leicht ist es dann doch nicht: Einige Tarifanbieter haben reine Inlandstarife ohne Roaming gestartet. Diese Tarife sind meist günstig, doch Sie können diese nicht im Ausland nutzen.
In anderen Tarifen war zumindest zeitweise ein sogenanntes EU-Paket voreingestellt. Dieses stellt Ihnen im Ausland nur eingeschränkte Tarifoptionen zur Verfügung. Nutzen Sie zum Beispiel ein Datenvolumen von 10 Gigabyte, gibt es für’s Ausland nur 1 Gigabyte, dafür aber zusätzlich und in weiteren Ländern wie der Schweiz und Andorra.
Inbesondere Drillisch und o2 bieten diese Option in einigen Tarifen an. Wie Sie das Drillisch-Roaming oder das o2 Roaming abschalten und in den regulierten Roaming-Tarif wechseln, verraten wir in einem eigenen Beitrag – aktuell sind diese Optionen immerhin nicht mehr voreingestellt, können aber alternativ gebucht werden.
Kennen Sie weitere Handy-Kostenfallen? Dann hinterlassen Sie uns gern einen Kommentar!
Linktipps:
- Vebraucherzentrale Niedersachen
- Handysektor: Abo-Abzocke mit Apps
- Stiftung Warentest zum Thema Drittanbieter (letzter Abruf am 29.1.2018)
- Stiftung Warentest: Handy-Abofallen: Telekom will sich um Beschwerden kümmern (letzter Abruf am 29.1.2018)
- DasErste.de: Service-Thema Kostenfalle Handy
- Marktwächter: Spiele-Apps als Kostenfalle?